Musik und Wort

In unserer Karfreitags-Feier singt der Choeur Polychrome die «Lamentationen» von Thomas Tallis und a capella-Chorwerke von Tomás Luis de Victoria. Der Chor wird geleitet von Michael Stoffel. Samuel Cosandey begleitet die Feier an der Orgel.

„Sie weint, weint des Nachts, und Tränen rinnen ihr über die Wangen.“ (Klg 1,2)
In den Lamentations beklagt der Prophet Jeremia die Zerstörung und den Untergang der Stadt Jerusalem. Das Entsetzen und die Verzweiflung über Krieg und Zerstörung werden geschildert. Es sind zutiefst existenzielle Erfahrungen, die Menschen auf der ganzen Welt durch alle Zeiten gemacht haben und noch heute durchleiden müssen.

„Ihr alle, die ihr vorüberzieht auf dem Weg. Schaut her und seht, ob es einen Schmerz gibt wie meinen Schmerz.“ (Klg 1,12)
In unserer Feier werden Jeremias Klagen eingebettet in die letzten Stunden Christi: der Verrat durch Judas, Jesu Verzweiflung und Ergebenheit, sein Tod am Kreuz. Sein Leiden steht exemplarisch für alle Menschen, die Unrecht und Gewalt erfahren. Als Stellvertreter für sie alle könnte Jesus fragen „Gibt es einen Schmerz wie meinen?“ 

„Denn Unheil hat Gott über Zion gesprochen“ (Klg 1,5)

Wie kann ich an Gott festhalten, wenn ich Bedrohung und Vernichtung erlebe? Wie ordne ich das Böse ein, wenn ich Gott dabei nicht verlieren will? Besteht selbst im Untergang ein göttlicher Plan zum Heil? 

An Karfreitag setzen wir uns diesen Fragen aus. Wir finden mit der Musik Worte, wenn wir selber sprachlos werden.

Pfrn. Sabine Müller Jahn und Samuel Cosandey